Als am 6. November mit der Entlassung des Finanzministers Lindner durch Bundeskanzler Olaf Scholz die Ampel zerbrach, war klar: Neuwahlen stehen vor der Tür. Die Diskussionen um den Termin der Bundestagswahl 2025 beherrschten in den kommenden Tagen die Medien. Ob die CDU/CSU mit Merz und Söder, die SPD, die Grünen oder die FDP, alle hatten ihre eigenen Vorstellungen, wann der richtige Zeitpunkt wäre. Sogar die Bundeswahlleiterin mischte mit. In Anlehnung an Michael Ballacks legendäre “Wade der Nation” hätte man gar vom “Papier der Nation” sprechen können, so sehr bewegte der mögliche Mangel die Debatten im Fernsehen und am Stammtisch. Sogar Nachbarländer boten ihre Hilfe an, um notfalls benötigtes Papier für die Wahlscheine zu liefern.
Mehr Livestreaming als Folge der kurzen Wahlkampfzeit
Doch so kurios, lustig und unbeholfen manch ein politischer Auftritt in diesen Tagen schien, in den Parteibüros lief die Wahlkampfmaschinerie bereits an. Die kommende Wahl wird in weniger als zwei Monaten stattfinden und mitten im Winter. Für die Parteien und Spitzenkandidaten eine besondere Herausforderung. Und die Antwort auf diese könnte vor allem lauten: Livestream!
Das meint zumindest Martin Prankl. Unser Geschäftsführer von Stream1 hat bereits mehrere Wahlkämpfe kommunikativ begleitet und zahlreiche Wahlveranstaltungen gestreamt. Er ist sich sicher: Diese Bundestagswahl wird auch eine Livestreamwahl.
“Die Umstände zwingen die Parteien in die digitale Welt. Die Vorlaufzeit bis zur Wahl ist sehr gering, der monatelang geplante Wahlkampf auf der Straße, an der Haustür oder durchgetaktete Wahlkampfveranstaltungen sind in der Kürze der Zeit nur eingeschränkt umsetzbar“, so Martin Prankl.
Das Wetter tut das Übrige, denn wer wird im Januar oder Februar schon freiwillig am Infostand stehen bleiben oder bei einer Rede auf den Marktplatz frieren?
Habeck hat bei Youtube vorgelegt: Video aus der Küche
Robert Habeck hat sich bereits als Kandidat der Grünen in Position gebracht. Bei seiner öffentlichen Bewerbungsrede, ausgestrahlt bei YouTube, saß er an einem Küchentisch.
“Damit möchte er seine Bodenständigkeit und Volksnähe betonen. Gerade 2025 werden sich Politiker als ‘Politiker zum Anfassen’ präsentieren wollen und Nahbarkeit demonstrieren”, prognostiziert Martin.
Wie geht das besser als per Livestream oder Video? Gerade vor dem Hintergrund, dass im Januar oder Februar wohl selbst eingefleischte Parteianhänger das warme Wohnzimmer einer Rede im Kalten bevorzugen werden. Denn während die Technologie für Livestreams in Wahlkampf schon seit Jahren existiert, erleben wir jetzt auch die Verhaltensänderung der Bürger.
“Vor allem durch Corona ist die Teilnahme an Videocalls und digitalen Events sowohl im beruflichen als auch im privaten Kontext Normalität geworden. Die Bürger sind technisch versierter und haben sich an diese Form der Informationsvermittlung gewöhnt. Aber bislang waren es vor allem noch Politiker, die sich mit dem Sprung in die digitale Welt schwertaten. Wir bemerken, angetrieben vor allem von einer jungen Generation an Politikern, dass auch immer mehr reifere Semester an Politikerinnen und Politikern auf Instagram und TikTok auftauchen.”
Live bedeutet authentisch überzeugen
Nicht alle wissen dabei gleichermaßen zu überzeugen, aber fast alle haben die Notwendigkeit einer professionellen digitalen Präsenz erkannt. Habecks Video war eine Aufzeichnung, doch wer im Wahlkampf wirklich authentisch erscheinen möchte, kommt an einem Livestream nicht herum. Live Bewegtbild, Livestreams oder Liveübertragungen ermöglichen eine ganz neue Art der Interaktion mit den Zusehenden.
“Für Politiker ergibt sich hier ein Spannungsfeld. Viele achten seit Jahren penibel auf ihr Auftreten und ihre Außenwirkung. Jede Szene eines Videos wird dutzendfach wiederholt, bis das Lächeln perfekt sitzt. Das Sprechen mit dem Teleprompter wird trainiert, bis es natürlich wirkt. Und welcher Politiker übt seine wichtigen Reden nicht vor dem Spiegel oder der Kamera, bevor er im Parlament oder Bierzelt auftritt.”
Doch Livestreams leben von ihrer Spontanität und Unvorhersehbarkeit. Wie ein Politiker auf ungeplante Ereignisse im Stream oder provokante Kommentare im Chat reagiert, darauf wird es 2025 auch ankommen.
“Authentizität ist vielleicht das Buzzword in heutigen Wahlkämpfen. Manch einem Kandidaten macht das Angst. Doch zum Glück gibt es kommunikative Techniken, um im Stream souverän aufzutreten. Natürlich bedeutet ein Livestream anfangs auch Stress, doch er bietet einzigartige Möglichkeiten, um einen sympathischen Eindruck zu hinterlassen”, kann Martin beruhigen.
Und ein Livestream hat noch einen weiteren großen Vorteil: Im Anschluss lassen sich aus dem Livestream einzelne Szenen herausschneiden und als Short Form Video Content bei Instagram, TikTok oder anderen Social Media Plattformen ausspielen. “Diese spontanen Reaktionen von Politikern erzielen eine viel höhere Reichweite und Wirkung als bis ins Detail durchgeplante Videos.”
Diese Arten von Livestreaming erwarten wir im Bundestagswahlkampf 2025
- Begleitende Livestreams direkt aus dem Alltag
- Moderierte Interviews und Talkformate mit professionellen Moderatoren
- Livestreaming aus einem Livestream Studio
- Influencer Liveshows
- Podcasts und Videopodcasts
- Livestreams direkt auf der Website der Parteien
- Social Media Livestreams bei Instagram, Facebook und TikTok
Begleitende Livestreams direkt aus dem Alltag
Wer möchte nicht mal gerne 24 Stunden live dabei sein, wenn ein Spitzenpolitiker andere Staatschefs trifft, Fragen hartnäckiger Journalisten beantwortet oder mit seinen Kollegen diskutiert? Die Zuschauer zuhause für einen Tag eintauchen lassen in die vielschichtige Welt der Politik, würde nicht nur dem Ansehen einzelner Politiker, sondern der ganzen Branche helfen. Ein 24-Stunden Stream kann bei den Bürgern Verständnis wecken für die komplizierten Entscheidungen, die tagtäglich in Berlin, München oder Brüssel getroffen werden.
“Dank moderner Streaming-Technik ist ein hochwertiger Stream von überall aus realisierbar. Wir haben selbst vor kurzem auf der Fahrt von München nach Amsterdam 9 Stunden non-stop gestreamt – bei 150 km/h”, verweist Martin Prankl auf das jüngste Hochleistungs-Streaming-Experiment.
Moderierte Interviews und Talkformate mit professionellen Moderatoren
Diese Form der Liveübertragung eignet sich besonders für weniger digital affine Politiker. Der Einstiegslivestream sozuagen. Ähnlich wie in einer TV-Sendung interviewt ein Moderator. Anders als bei einer aufgezeichneten TV-Show können jedoch die Zuschauer Fragen einreichen. Der Moderator oder auch ein Team im Hintergrund wählt dann die Fragen aus, die letztendlich gestellt werden. Erfolgt diese Vorauswahl durch das Wahlkampfteam können die Fragen ausgewählt werden, die am besten zum Kandidaten passen. Der Politiker muss sich dafür nur auf die Einschätzung seines Teams verlassen können.
“Politische Interviews haben wir bereits zahlreich gestreamt, regelmäßig von unserem Streamingstudio auf der Münchner Sicherheitskonferenz. Dort gab sich quasi die Politelite die Klinke in die Hand. Dadurch wissen wir, auf was es ankommt, um überzeugende politische Interviews in Szene zu setzen und zu übertragen”, sagt Martin Prankl und verweist auf gestreamte Interviews mit Baerbock, Scholz und Co in den letzten Jahren.
Influencer Liveshows
Auch in der Politik spielen Influencer längst eine Rolle. Während es in der Wirtschaft monetäre Argumente sind, die Influencer überzeugen, Produkte zu reviewen oder zu empfehlen, sind es in der Politik zumeist noch die eigenen Werte. Promis unterstützen die Kandidatinnen und Kandidaten, von denen sie selbst überzeugt sind. Im US-Wahlkampf warb etwa Megastar Taylor Swift für die Wahl Kamala Harris’, während Techmogul Elon Musk mit Donald Trump auftrat.
“In Deutschland sind Promis zumeist zurückhaltender, doch auch hier haben sich in der Vergangenheit schon Stars aus Musik, Sport oder TV parteipolitisch positioniert. Durch den Hype, den Influencer Marketing in den letzten Jahren erfährt, sowie den vermutlich knappen Wahlausgang, könnten auch in Deutschland dieses Mal mehr Promis geneigt sein, ihre Reichweite und Sympathiewerte zu nutzen, um in Livestreams gemeinsam mit Politikern aufzutreten.”
Livestreaming aus einem Livestream Studio
Die Wirkung, die ein Video oder Livestream erzeugt, wird abgesehen vom Auftreten des Streamers vor allem auch durch das Setting, den Hintergrund und die Atmosphäre bestimmt. Auch die Bildqualität, das Design von Einblendungen sowie ein überzeugender Sound und professionelle Beleuchtung spielen eine wichtige Rolle bei der Wahrnehmung.
“In unserem Livestream Studio in München können wir verschiedene Settings erschaffen: Egal ob lockere Lounge-Atmosphäre für Interviews und lockere Talks oder seriöse Bestuhlung für virtuelle Podiumsdiskussionen und Pressegespräche. Natürlich können wir auch jederzeit unser mobiles Studio direkt bei Ihnen aufbauen und aus der Location Ihrer Wahl streamen”, verspricht Martin mit Blick auf das Livestream Studio München.
Politische Podcasts und Videopodcasts
Podcasts sind Audioformate, die sich stetig wachsender Beliebtheit erfreuen. Der Vorteil: Interviews und Diskussionen lassen sich leicht während alltäglicher Tätigkeiten verfolgen. Die einen hören Podcasts beim Joggen, die anderen bei der Hausarbeit. Zahlreiche aktive oder ehemalige Politiker wie Gregor Gysi oder Theodor zu Guttenberg sowie Journalisten wie Markus Lanz veröffentlichen regelmäßig Podcasts mit politischen Inhalten. In letzter Zeit boomen zudem die sogenannten Videopodcasts. Im Grunde sind dies normale Podcasts, dessen Aufnahme gefilmt und im Anschluss als Video veröffentlicht wird. Entweder in voller Länge bei YouTube oder als einzelne Schnipsel als Instagram Reel, YouTube Shorts oder bei TikTok.
“Die Produktion eines ansprechenden Podcasts verlangt besondere Anforderungen an Soundqualität und im Falle von Videopodcasts auch an Bildqualität, Schnitt und Licht. Deshalb setzen wir auch das jetzt in unserem Livestream Studio um”, freut sich Martin über die wachsende Nachfrage nach unseren Video Podcasts Produktionen.
Livestreams direkt auf der Website der Partei
Livestreams können nicht nur bei Social Media ausgestrahlt werden, sondern auch direkt auf eine Website. Gerade während des Wahlkampfes werden Bürger die Webseiten der Parteien aufsuchen, um sich über das jeweilige Wahlprogramm zu informieren.
“Mit einem Livestream oder einem unterhaltsamen Video kann man Webseitenbesucher deutlich intensiver binden und auch auf einer emotionalen Ebene leichter erreichen als durch reinen Text oder klassische Wahlprogramme”, erläutert Martin.
Social Media Livestreams bei Instagram, Facebook und TikTok
Die typischen Plattformen für Livestream sind natürlich die sozialen Netzwerke von Meta sowie TikTok. Das Liveschalten ist dort sprichwörtlich mit einem Klick möglich. Doch Vorsicht: Ein ungeplanter Livestream kann für digital Unerfahrene leicht nach hinten losgehen. Bevor man also zum ersten Mal bei Social Media live geht, sollte man umfassende Beratung in Anspruch nehmen, damit der Stream am Ende die erhoffte Wirkung entfaltet. Der Vorteil bei Social Media: Die User erwarten nicht die ausgefeilteste Technik. Gerade ein natürliches, spontanes Auftreten wirkt sympathisch und volksnah.
“Die Möglichkeiten für Streaming-Ideen bei Social Media sind fast grenzenlos. Politiker können live Fragen beantworten oder ihr Büro oder Haus zeigen. Genauso können auch gemeinsame Streams mit anderen Politikern leicht umgesetzt werden. Oder warum nicht mal live auf Reden anderer Politiker reagieren in sogenannten Reaction-Videos? Oder eigene Inhalte bewusst zur Diskussion stellen?”
Natürlich sind auch reine Livestreamplattformen wie Twitch potenziell interessant, doch konnten sich zumindest in Deutschland dort politische Livestreams nicht nachhaltig durchsetzen. YouTube ist dagegen vielversprechender, denn dort sind die User seit jeher auch politische Inhalte gewohnt.
Wichtige Fragen vor einem politischen Livestream
- Was ist der Zweck eines Livestreams?
- Wer ist die Zielgruppe?
- Welches Format ist das richtige?
- Soll der Stream barrierefrei sein?
Was ist der Zweck eines Livestreams?
Ein Stream zu organisieren, nur um als hip und modern erscheinen zu wollen, ist meistens keine gute Idee. Stattdessen sollte man sich vor jedem Livestream im Klaren sein, was man mit ihm bezwecken möchte. Möchte man aktuelle Debatten kommentieren, möchte man über das inhaltliche Programm informieren oder die Meinung der Bürger, etwa in Form einer Art Bürgersprechstunde erfahren? Je nach Zweck bieten sich unterschiedliche Livestream Lösungen und Formate an.
Wer ist die Zielgruppe?
Ähnlich wie beim Zweck sollte man sich auch immer vorab überlegen, welche Menschen man erreichen möchte. Jede Zielgruppe kommuniziert in einer anderen Art und Weise und hat entsprechend auch unterschiedliche Erwartungen an einen Stream. Auch die Auswahl der Plattform hängt von der Festlegung der Kernzielgruppe ab. Jüngere Internetnutzer erwarten eine andere Ansprache als ältere. Sie sind in der Handhabung von Social Media deutlich erfahrener und interessieren sich in der Regel auch für andere Aspekte des Wahlprogramms als etwa Senioren.
Welches Format ist das richtige für einen politischen Stream?
Der klassische Livestream sendet Bild und Ton an die Zuschauer. So weit, so gut. Spannend wird es, wenn eine Reaktion erhofft wird. Das lineare Senden ohne Rückmeldung verdient die Bezeichnung Livestream eigentlich nicht mehr. Die gängigen Streamingplattformen wie Youtube, TikTok, Twitch oder Instagram leben von der Reaktion der Nutzer. Nicht nur wollen die Zuschauer mit dem Streamer kommunizieren, sondern sich auch untereinander austauschen. Gerade diese mehr oder wenige unkontrollierbare Dynamik, die in den Kommentaren eines Streams entstehen kann, nimmt im politischen Bereich mitunter unschöne Züge an.
“Wir arbeiten bei unseren Liveübertragungen immer gemäß der Wünsche unserer Kunden. Wir streamen sowohl direkt auf Social Media als auch auf eigene Plattformen mit Servern in Deutschland. Wir bieten Streams sowohl ohne Zugangsbeschränkung als auch mit Anmeldung an. Genauso frei sind unsere Kunden bei der Wahl des Chats. Ein für alle sichtbarer Chat ist möglich, genauso ein reiner 1zu1-Chat zum Streamer oder Team im Hintergrund. Ebenfalls lässt sich einstellen, ob die einzelnen Zuschauer die anderen Teilnehmer des Streams sehen sollen oder nicht”, schildert Martin die vielen Möglichkeiten.
Soll der Politik Stream barrierefrei sein?
Als Partei und Kandidat möchte man jede und jeden erreichen. Gerade vor diesem Hintergrund wird ein barrierefreier Stream immer häufiger nachgefragt. Und heutzutage ist diese Barrierefreiheit glücklicherweise auch kein allzu großes Problem mehr. Moderne Sprache-zu-Text-Technologien wandeln Gesprochenes simultan in Text um und dank KI inzwischen extrem präzise. Doch auch das Einblenden eines Gebärdendolmetschers ist in vielen Streams üblich.
“Wir arbeiten seit Jahren mit verschiedenen Dolmetschern zusammen, sowohl für Gebärdensprache als auch für andere Sprachen. Inzwischen sind immer mehr Wahlberechtigte keine deutschen Muttersprachler, sodass auch mehrsprachige Streams vermehrt umgesetzt werden”, erklärt Martin Prankl mit Blick auf Streams mit Dolmetschern.